Seit Jahrhunderten wird unsere Gartenkultur von „fremden“ Einflüssen inspiriert: Ohne diesen Einfluss wären wir erheblich ärmer an kulturellem Reichtum, ärmer auch an der Pflanzenvielfalt und erheblich ärmer an der schöpferischen Gedankenwelt, die uns die fernen Länder mit ihrer anderen Kultur gebracht haben.
So war die Entdeckung der chinesischen Gärten einst ein entscheidender Impulsgeber für den englischen Landschaftsgarten; verwoben mit dem erträumten Bild einer arkadischen Landschaft entstand eine Gartenkunst, die damals revolutionär war: Sie fegte die Tradition der geraden Linien, der rechten Winkel und der Symmetrie aus den Parks – und doch: Auch diese Tradition kam ein paar Tausend Jahr zuvor aus Persien und diente als Vorbild sowohl kleiner Klostergärten als auch riesiger Prachtanlagen. Heute sind uns beide Formen der Gartenkunst vollkommen vertraut. Das Fremde wird heimisch, das Ungewöhnliche vertraut.
Fremd ist uns nicht nur das „Exotische“ aus fernen Ländern. Fremd ist uns auch manches, was uns geniale Gartengestalter anbieten: Sie verfremden Vertrautes, inszenieren ihre Gedankenwelt, halten sich an keine Lehrmeinung und geben sich ganz ihrer mal üppigen, mal asketischen Phantasie hin. In dem Heft setzen wir uns mit der dem „Fremden“ in der Gartenkultur auseinander und stellen zwei ungewöhnliche Beispiele vor. Und natürlich spielt bei diesem Thema die Pflanzenwelt eine entscheidende Rolle: Die Pracht aus fernen Ländern, die unsere Gärten so entscheidend bereichert, wurde von kühnen, wissbegierigen Gelehrten meist unter Lebensgefahr nach Europa gebracht. Und so können wir uns heute über eine unbändige Fülle botanischer Schönheiten erfreuen und die unglaubliche Kreativität der unterschiedlichen Gestaltungsideen bewundern.
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