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Cover Bennett Shakespeares GärtenAls William Shakespeare am 23. April 1616 in Stratford upon Avon starb, hatte er in seinem 52 Jahre währenden Leben keinen einzigen Garten selbst angelegt. Der Mann war weder Biologe noch Gärtner, aber seine dramatischen und poetischen Werke sind dennoch voll von Bildern und Vergleichen, die der Pflanzen- und vor allem der Blumenwelt entnommen sind. „Oh, welch ein Jammer ist es, dass er nicht sein Land so eingerichtet und gepflegt, wie wir den Garten“, so klagen die königlichen Gärtner in Richard II. Und dann folgen kenntnisreiche Ausführungen über den Obstbaumschnitt und die Pflege der Beete, die mit großer Deutlichkeit veranschaulichen, was

die Gärtner an ihrem König und an dessen Regierung zu kritisieren haben. Unter dem Titel Shakepeare’s Gardens veröffentlichte die Landschaftsarchitektin und Gartenhistorikerin Jackie Bennett im 400. Todesjahr des großen Dichters ein Buch, in dem sie sein Leben, seine Werke, die Orte, an denen er lebte und die Zeitströmungen, die ihn beeinflussten, als eine Einheit darstellt, in der sich die Elemente nicht nur zusammenfügen, sondern auch gegenseitig bedingen. So entstand eine facettenreiche Lebensgeschichte, deren roter Faden einmal nicht das Theater ist, sondern die verschiedenen Orte, an denen Shakespeare lebte. Nach einer sachkundigen Einführung über Tudorgärten entführt die Autorin den Leser nach Stratford on Avon in Shakespeares Geburtshaus, danach zu Mary Arden’s Farm, zu Anne Hathaway’s Cottage, macht einen Abstecher in die Gartenlandschaft der Metropole London, stellt dabei auch John Gerards Kräuterbuch vor, schildert dann Hall’s Croft, und führt den Leser last but not least nach New Place und in den dortigen Garten. Es ist das letzte Haus, in dem Shakespeare lebte. Unterstützt vom Shakespeare Birthplace Trust entwickelt sie so ein Panorama der Zeitgeschichte, in dem das Pestjahr 1593 genauso vorkommt wie Obstgärten, Gemüsesorten, Kräuter und Blumen. Immer wieder widmet sich Bennett auch der Sprache Shakespeares, die durch die Seefahrt, den wachsenden Handel, den großen Einfluss fremder Länder auf das Leben in England immens bereichert und vergrößert wurde.

Andrew Lawson, Maler und Fotograf, mehrfach von der Horticultural Society ausgezeichnet, hat den Facettenreichtum des Textes hervorragend ins Bild gesetzt. Anke Albrecht hat den englischen Text feinfühlig und sehr genau übersetzt. Und jeder, der noch mehr wissen will, freut sich über den sehr brauchbaren Anhang aus Anmerkungen, Bibliografie, Register und Adressen am Ende. Ein gelungenes Buch, das wir an dieser Stelle unbedingt empfehlen.

Jackie Bennett, Shakespeares Gärten, a. d. Engl. von Anke Albrecht, Verlag Gerstenberg, 2016, 192 S.

Ursula Alsleben