Dunkelgrau und schwer hingen die Wolken über der Autobahn, als wir Richtung Frankfurt (Oder) fuhren. Die Sonnenblumen auf den Feldern winkten mit ihren gelben Blütenblättern. Seerosen sind Wasser gewöhnt und Gartenbesucher sind abgehärtet. Aber bei strömenden Regen Seerosen bewundern? Die beiden Berliner Hotelmanager empfingen uns in Groß Rietz. Sie erzählten uns, dass Seerosen Gewitter spüren und sich deshalb ca. zwei Stunden vorher schließen. Die Seerosen waren geöffnet. Einer der Züchter, Herr Meyer, ist auf diesem Bauernhof groß geworden. Die 92jährige Oma von Herrn Meyer lebt dort. Sie „schmeißt den Betrieb“ unter der Woche. Unterstützt wird sie von vier Laufenten. Sie fressen die Schnecken. Denn Schnecken mögen Seerosen.
Als wir uns alle auf dem urigen Bauernhof versammelt hatten, öffnete sich der Himmel. Die Enten watschelten ins Trockene. Wir eilten in ein Gewächshaus. Dort empfingen uns
die Schönheiten in großen Bottichen. Hellrosa und zartlila leuchteten uns die eleganten Lotusblüten an. Eine eigene Züchtung ist Nelumbo Sensation No.6. Sie sieht aus wie eine zarte Prinzessin in hellrosa, mit dunklen Blütenrändern. Die Blätter animieren uns, sie zu berühren. Sie sind monetgrün und ganz weich.
Eine Züchtung wird Seidenball genannt. Sie wird mit jedem Tag heller und damit noch „leichter“. Die Lotusblüten dürfen im Keller überwintern. Seerosen sind robuster, sie vergraben im Winter ihre Wurzeln im Wasser. Wir können tagblühende und nachtblühende kaufen, aber wie sollen wir uns nur bei diesem Angebot entscheiden? Es gibt Samenstände, die handteller groß sind. Sie umfassen mit ihren Stempeln die Samen. Sie sind sehr dekorativ für einen Trockenstrauß. Davon würde ich gern welche kaufen. Libellen lieben Hechtkraut. Das konnten wir hier auch finden.
Nach ungefähr einer Stunde hatten wir genügend in den Häusern bestaunt. Der Himmel hatte eine hellblaue Farbe und wir konnten genüsslich die Außenteiche ansehen und die Blüten bewundern. Anschließend saßen wir gemütlich zum Plaudern zusammen. Oma Meyer hatte köstlichen Kuchen gebacken. Gern würden wir am Badesteg in der Havel auch diese schönen Blüten pflanzen. Eine filigrane weiße Blüte hatte es mir angetan. Aber diese würden die Teichhühner sofort fressen. Die Züchter verkauften mir eine robuste Sorte.
Die Blüten halten sich auch in der Vase eine Woche: Seerosen mögen Wasser! Reich beschenkt mit einem Sträußchen fuhren wir alle zurück. Alles in Butter, was für eine schöne Landpartie!
Text und Fotos: Dr. Vera Buschmann