ParadiesAn einem zunächst verregneten Tag, der dann doch angenehm warm wurde, erreichten wir Eden. Ein Autobahnteilstück und auch einige S-Bahnhöfe waren gesperrt. Allen Widrigkeiten zum Trotz fluteten unsere Mitglieder und Gäste. Aber wer möchte nicht einmal wenigstens einen Blick ins Paradies werfen? Herr Gödde, ein Vorstandsmitglied, erklärte uns sehr lebendig die Ausstellung. 1893 gründeten die pflastermüden, großstadtgeplagten Vegetarier und Berliner die Genossenschaft. Sie wollten exemplarisch die größten Menschheitsprobleme lösen. Sie wollten gesund leben und gemeinsam den Boden besitzen.

Die Gründungsmitglieder und Leiter „empfingen“ uns schon im Flur. So auch Herr Landmann, der die Pflanzenmargarine erfand. In dem Hauptraum konnten wir

auf einem großen Foto einen Überblick erhalten: Kindergarten, Schule, Konsum und heute sogar Seniorenwohnungen, alles was wir benötigen. Strandbilder (FKK) zeigen, wie die Männer ihre Körper sonnten. Was die Frauen zur selben Zeit machten, konnten wir leider nicht ermitteln. Zunächst wohnten die Berliner Bürger in einem Gemeinschaftshaus. Sie kamen am Wochenende und ackerten auf ihren 2800qm großen Flächen mit Gartenhäusern bis Sonntagabend. Die ersten 40 ha bestanden aus Sand und viel Wasser. 1920 wurden 500 Parzellen mit insgesamt 120 ha bearbeitet. Der Boden wurde verbessert, indem der Berliner Straßenkehricht untergemischt wurde. Da schon Zigarettenkippen stark giftig sind, sollten wir das heute nicht probieren.

Das Gemüse und Obst waren in der explodierenden Hauptstadt sehr begehrt. Aber auch Marmelade, Margarine, Säfte und Fleischersatzprodukte verkauften sich sehr gut. Verschiedene Haustypen wurden u.a. auch von Otto Lilienthal entworfen. Viele Haustypen sehen wir auf unseren Spaziergang noch aus den ersten Jahrzehnten gut gepflegt, sie stehen unter Denkmalschutz. Die Grundstücke werden auf 50 Jahre verpachtet. Schön gestaltete Gärten begegnen uns nicht. Aber hat nicht jeder eine andere Vorstellung vom Paradies?

Kühe, Schafe, Ziegen und Hühner wurden gehalten. Wenn sie zu alt waren, verschwanden sie spurlos. Wenn der Saft vergorenen war, entstand zufällig Alkohol… Der Tabak wurde nicht nur für die Imkerei verwendet. Ein Teil der Produktion und Gesellschaftsanteile wurde 1950 nach Bad Soden verlagert, dadurch konnten die Rohstoffprobleme in der DDR aufgefangen werden. Bad Soden verkaufte sein Unternehmen einschließlich des Namens Eden. Die Treuhand wickelte den Oranienburger Teil ab. Keine eigene Produktion mehr!

Die Genossenschaft pflegt heute die Idee, dass auf je 1000qm 8 Obstbäume stehen müssen und 100qm Gartenbau angelegt sein muss. Es soll eine ökologische Mustersiedlung entstehen. Die aus Lehm mit Gründach gebaute Kita, ist ein schönes Beispiel dafür. Am 1.9.19 waren Wahlen. Viele Plakate fanden wir in der Siedlung, aber keines von der AfD! Einen Hauch vom Paradiese können wir uns kaufen; Knäckebrot, Säfte, Soßen im Reformhaus. Das Signe von Eden besteht aus drei grünen Bäumen, achten sie mal darauf! Aber wir können dort auch ein Grundstück erwerben. Jeden Monat steht mindestens eines zum Verkauf. Beim Apfelfest im September können auch wir die Ernte genießen.

1700 Menschen wohnen heute in Eden so viele wie noch nie. Nein, es ist so schön im Paradies, daraus lässt sich keiner mehr vertreiben!