Was verstehen wir unter Gartenkultur? Einen gepflegter Rasen, eine Auswahl besonderer Blumen, einen alten Baum und einen Gartenteich? Sind es die großen kunstvollen Anlagen der vergangenen Jahrhunderte, deren epochale Gestaltung über jeden Zweifel steht? Und was ist mit den vielen kleinen Privatgärten? Dem öffentlichen Grün? Was sagen wir zum Spiel mit Form und Materialien der modernen Anlagen?
Gartenkultur ist, dem Wortsinn nach, erst einmal alles, was der Mensch auf einem abgegrenzten Stück Land tut. Er kann Gemüse anbauen, Thujahecken pflanzen oder unter einer Silbertanne eine Kolonie von Gartenzwergen gruppieren.
So unterschiedlich sich die Menschen ihre Wohnzimmer einrichten, so verschieden sind ihre Gärten. „Wie hässlich“, urteilen die einen, „wie schön“, sagen die anderen.Weil uns die Beliebigkeit bei der Einschätzung von Gartenkultur bewusst ist, wollen wir in diesem Heft die Diskussion um den Begriff Kultur aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Der Gärtner, Gartengestalter und Philosoph Bert Beitmann hat für die Bewertung einer Gartengestaltung Kriterien formuliert, Karin Standler, Initiatorin des international renommierten Wettbewerbs best private plots, nennt Maßstäbe, um „die Spreu vom Weizen zu trennen“. Jörg Pfenningschmidt fordert eine Kultur der Gartenkritik, wie sie für Film oder Literatur üblich ist. Und Anke Kuhbier setzt sich dafür ein, dass das Wissen über das richtige Gärtnern eine größere Wertschätzung genießen muss.
Wir, die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur, haben ein Anliegen, das sich nicht darin erschöpft, etwas hübsch oder hässlich zu finden. Es geht auch nicht darum, ob wir uns in bestimmten Gärten gerne niederlassen wollen und andere bestenfalls seltsam finden. Es geht darum, Kriterien zu suchen, die unabhängig sind von den wechselhaften Befindlichkeiten der jeweiligen Betrachter. Gibt es ästhetische Maßstäbe? Vorbilder? Leitbilder?
Eine kritische Auseinandersetzung um die Gartenkultur setzt Wissen und Kompetenz voraus. Das Heft gibt den Anstoß für einen lebendigen und kreativen Diskurs!
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