In den sechziger Jahren sind wir mit unseren damals 3 kleinen Kindern  in ein Neubaugebiet vor die Tore Frankfurts gezogen. Für heutige Verhältnisse war das  Grundstück mit ca. 700 qm großzügig bemessen. Es wurde mit einem zweigeschossigen Einfamilienhaus bebaut und von Anfang an war der Garten eine große Freude für alle Familienmitglieder.

 

Inzwischen weiß ich natürlich, dass es sehr sinnvoll gewesen wäre, sich grundsätzliche Gedanken zur Gartengestaltung zu machen, als erstes einen richtigen Gartenplan zu erstellen, in dem alle unsere Wünsche an die Nutzung unseres Grundstücks erfasst und eingetragen wären. Nichts von allem: blauäugig, aus dem Bauch heraus gingen wir daran, unser Paradies zu gestalten. Aus heutiger Sicht waren unsere Ansprüche an den Garten denkbar schlicht: Es sollte ein Freiraum entstehen, in dem unsere Kinder vor allem spielen konnten -  im Sand, auf dem Rasen, im Planschbecken, später Tischtennis u.s.w. Und natürlich abgeschirmt sollte alles sein, ein intimer Raum, wo der Vater nach getaner Arbeit sich auch mal  unbeobachtet zu den Kindern ins Planschbecken setzen u. die Mutter hin und wieder am helllichten Tag im Liegestuhl ruhen konnte ohne der sozialen Ächtung des dörflichen Umfeldes ausgeliefert zu sein.

 

Rasen war bald eingesät und Sichtschutz gepflanzt mit all den damals üblichen Sünden als da sind Birke, Schwarzkiefer, Omoriken, Forsythien, Pyrakantha u.s.w und Blumen gab es auch schon in Hülle und Fülle. Der Garten war  ja weniger beschattet als heute und der Geschmack noch sehr unverbildet, so dass knallrote Geranien und quietschgelbe Tagetes in fröhlicher Eintracht beisammen standen. Essbares musste es natürlich auch geben: Eine Naschecke wurde abgegrenzt, mit Johannisbeeren u. Himbeersträuchern bepflanzt, Kräuter gesät und man mag`s kaum glauben, so viel Tomaten geerntet, dass ich sie an unsere städtische Bekanntschaft verschenken konnte. Na ja –das Sprichwort vom dümmsten Bauern traf voll zu.

 

Die Jahre kamen und gingen, unsere Kinder entwuchsen dem Sandkasten und „Budebauen“ war auch nicht mehr gefragt, und vor allem kamen inzwischen auch gute Gartenbücher auf den Markt, eine Reise nach England, vor allem aber ein Trip nach Hollands Südwesten (Zeeland) waren mein Erweckungserlebnisse . Von da an hatte mich das Gartenfieber gepackt, die schön gestalteten Gärten der Frauen aus Zeeland verfolgten mich bis in die Nacht hinein.  Ich las Pflanzpläne, Gartenzeitschriften, Anleitungen „zum schönen Garten“ und unter dem Einfluss des Angelesenen und in fremden Gärten Bewunderten änderte sich auch unser Garten ganz allmählich. So manches Gehölz haben wir entfernt und durch Schöneres ersetzt, die Farben wurden sanfter und ich selbst stellte mir erstmalig die Frage: was für einen Garten möchte  ich, was passt zu uns? Der Garten sollte Ruhe ausstrahlen, blühen sollte es, aber nicht mehr so laut und bunt, er sollte romantisch und anheimelnd sein, mehrere Sitzplätze haben, auch dekoriert sein, aber ja nicht zu viel von allem. Auf diesem Weg gehe ich immer weiter, vieles ist so wie ich es mir vorstelle, manches nicht so vollkommen und fertig ist ein Garten bekanntlich ja nie – er ist eben nichts Statisches. Ob ich nun zufrieden bin?? In der einen Jahreszeit ja, in der anderen weniger, aber wir kennen ja den berühmten Ausspruch von Georg Foerster:“ Wer mit seinem Garten zufrieden ist, hat ihn nicht verdient“ und so lebe ich denn weiter in einem gewissen Unruhezustand, immer noch auf der Suche nach besseren Lösungen und bin damit sehr, sehr glücklich!

 

Text: Roswitha Compter

Fotos: Roswitha Compter

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Impressionen

Freude am Garten - lebenslang Roswitha Compters Garten