Die Lindenauschule, eine integrierte Gesamtschule im Hanauer Stadtteil Großauheim, wird von rund 1250 Schülern besucht. Da in den Außenanlagen eher der Beton dominierte, bildete sich im Jahre 2010 eine Arbeitsgruppe aus Lehrern, Elternvertretern und Schulleitungs- mitgliedern, um hier Abhilfe zu schaffen. Ziel war es, den Schülern Begegnungen mit der Natur zu ermöglichen, ihnen Erholungs- und Bewegungsmöglichkeiten anzubieten, grüne Lernorte zu schaffen und die Außenwirkung der Schule allgemein zu verbessern. So wurde ein Gesamtkonzept entwickelt, dessen Teilprojekte seitdem schrittweise verwirklicht werden. Dafür steht der Schule allerdings kein entsprechender Etat zur Verfügung, sodass die Umsetzung prinzipiell mit Schülergruppen erfolgt und die Schule bei nötigen Materialien auf Spenden angewiesen ist.

 

 


In diesem Rahmen entstand der ‚Garten der Stille‘, der von mir im Jahr 2013 mit einer Schülergruppe aus dem Wahlpflichtunterricht ‚Schulhofgestaltung‘ der 9. und 10. Klassen mit der planerischen und finanziellen Hilfe des Zweiges Rhein-Main realisiert wurde.

Am Anfang stand die Idee aus dem Fachbereich Religion: In einem ungenutzten Innenhof sollte eine Rückzugsmöglichkeit geschaffen werden für Gespräche der Schülerseelsorge, für Elterngespräche, für den Unterricht im Grünen und ähnliches mehr. Dabei war die Ausgangssituation denkbar ungünstig: Die 225m² große Fläche war verwildert, größtenteils mit Waschbetonplatten belegt und durch die dreistöckigen Außenmauern auf allen vier Seiten stark beschattet. Zudem verfügte sie nur über eine 80 cm breite Zugangstür, sodass an einen Einsatz von Baumaschinen nicht zu denken war.

Daraus sollte ein Garten mit verschiedenen Sitznischen, einer lebendigen wie auch pflegeleichten Bepflanzung und bewegtem Wasser als Zeichen des Lebens werden. So erstellten die Schüler zunächst Entwürfe, die bei der professionellen Planerstellung mit berücksichtigt wurden. Frau Ute Lienemeyer-Russell, Gartenarchitektin und Mitglied der Gesellschaft, entwarf ein Modell für den ‚Garten der Stille‘, das von allen begrüßt wurde.

Im April 2013 konnte endlich mit den Arbeiten begonnen werden. Zunächst galt es, rund 350 großformatige Waschbetonplatten per Transportkarren aus dem Innenhof zu entfernen. Hier war pure Muskelkraft gefragt! Anschließend wurde das Projekt von den Profis vermessen und eingerichtet, wofür wir den Damen Lienemeyer-Russell und Kärcher-Schack sehr dankbar waren.

Jetzt kam die ‚Eingreiftruppe‘ des Schülerkurses einmal wöchentlich für je zwei Stunden zum Einsatz. Fundamente wurden in Handarbeit ausgehoben, großes Gerät schaffte Erde und Beton herbei, doch alles musste durch eine winzige Tür! Zwei versierte Kollegen organisierten mit Schülern den ‚Mauerbau‘, sodass das Projekt Stein um Stein wuchs, wobei manch ein Schüler noch etwas ‚für‘s Leben‘ lernte! Mit den zahlreichen Pflanzenspenden aus der Gartengesellschaft konnten nun die ersten Teilbereiche begrünt werden. Tatkräftige Kollegen halfen mit, eine Rosenterrasse anzulegen und auch das Element Wasser hielt Einzug. Zuletzt wurde mit vereinten Kräften der Kies für die Wege eingebracht.

Im Herbst 2013 war es endlich soweit: In einer kleinen Feierstunde mit Rahmenprogramm wurde der Garten der Stille eingeweiht und dem Fachbereich Religion der symbolische Schlüssel überreicht. Doch wie präsentiert sich der Garten heute? Der triste Blick durch die Eingangstür ist Vergangenheit, es ergeben sich nun ganz neue Perspektiven! Dem Betrachter öffnet sich ein schwungvolles Gartenzimmer mit einer Pflanzinsel und einem Quellstein im Zentrum. Es ist ein Gartenraum mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten entstanden, der allen Schülern zugänglich ist und in der ersten Saison bereits häufig besucht wurde, sei es von Lerngruppen oder Kollegen zum pädagogischen Gedankenaustausch.

Der ‚Garten der Stille‘ wurde von dem Kurs ‚Schulhofgestaltung‘ unter meiner Leitung geplant und ausgeführt, außerdem erhielt er Unterstützung durch viele weitere Mitglieder der Schulgemeinde. Den finanziellen Grundstock für die Umsetzung des Projektes legten zwei Tombolas des Fachbereichs Religion, doch realisierbar wurde es erst durch zahlreiche Sach- und Geldspenden, darunter die Schenkung der Gartengesellschaft, die zur Anschaffung von Felsenbirnen und Säulenhainbuchen verwendet wurde und die über die Gesellschaft vermittelte Steinspende einer Busecker Firma für den Mauerbau.

Hier möchte ich meinen besonderen Dank Frau Lienemeyer-Russell, Frau Kärcher-Schack und dem Orga-Team ausdrücken, wie auch den Mitgliedern, die uns umfangreiche Pflanzenspenden zukommen ließen, allen voran Frau Henninger, Frau Schön-Abt und Herrn Vielsmeier.

Inzwischen ist der Garten ganz ansehnlich weitergewachsen und die Lücken haben sich nach einem Jahr bereits weitgehend geschlossen. Es sind stimmungsvolle Gartenbilder und manchmal auch unerwartete Stillleben entstanden und zu jeder Jahresszeit erwarten den Betrachter neue Ansichten. Zusammen mit unseren Spenden sind wir der Meinung: Es hat sich wirklich gelohnt!

Ursula Pfeifer-Jung, im Herbst 2014

Fotos zum Projekt rechts unter Impressionen